Sturm auf die Burg!

Annotation: Auf infantilistische Betrachtungsweise (etwa der Harmlosigkeit einer Polsterschlacht) beschränkter Versuch der Erläuterung eines Krieges in der Ritterzeit. "Aus der Geschichte lernt der Mensch nur, dass er nichts lernt!" Eine große Hilfe bei der Petrifizierung dieser These leistet der vorliegende Band einer (zahlenmäßig) großen, vom französischen Verlag Gallimard übernommenen Reihe "Meyers kleine Kinderbibliothek". Folieneinsatz und Lichtspielchen beleuchten ferner Themen wie "Am Himmel und im Weltall" oder "In Höhlen und Grotten". Doch zum Vorliegenden: Es bedarf nicht viel an Licht, um übermäßig Schatten zu erzeugen. Eine Burgbelagerung im Rahmen eines absolut unreflektiert dargestellten Krieges zur Ritterzeit wird auf die Harmlosigkeit einer Polsterschlacht beschränkt (sic!). Große Turniere in Friedenszeiten (igitt!) sind immerhin "für alle Burgbewohner wie ein Fest!" Dass der ach so harmlose Rahmen solch festlicher Turniere Gelegenheit für die Ausrottung ganzer Familien bot, sodass sogar die Teilnahme schließlich unter Exkommunikation (d. h. der Teilnehmende schloss sich somit selbst aus der Gemeinschaft aus) gestellt wurde, bleibt freilich unerwähnt. Somit zeigt sich wieder einmal das Qualitätskriterium, dass nicht das Dargestellte, sondern vielmehr das Ausgesparte entscheidend ist, bestätigt. Schon in Joseph Roths Roman "Radetzkymarsch" (Erstausgabe, S. 20) wird die Lüge in der Lesebuchgeschichte mit "Bedenken Sie, es ist für Kinder!" zu entschuldigen versucht. *ag* Franz Derdak