Die Kiste

Am Meer hat selbst Minna nichts zu meckern -- und das, obwohl sie eine Ziege ist. Denn die Luft am Meer riecht nach Salz, und Salz ist eine von Minnas Lieblingsspeisen. Aber am Strand liegen auch stinkende Dinge, die das Wasser immer wieder aus der Ferne anspült. Turnschuhe zum Beispiel, oder Autoreifen. Und dann steht da plötzlich noch eine leere Kiste mitten in der Landschaft -- zum Glück, denn plötzlich hört Minna geheimnisvolle Schritte. Das können nur die Schritte eines gemeinen Seeungeheuers sein, das scheint sicher. Also nichts wie hinein in die Kiste und sich versteckt! Eigentlich gehören die Schritte zu Buffo, dem Hund. Aber wenn am Meer erst einmal die Winde des Gerüchtes wehen, dann entfachen sie schnell einen Sturm aus Furcht. Und so hüpft auch Buffo hinein in den schützenden Holzverschlag, genauso wie später Alba, die Möwe, und Rosine, das Schwein. Denn in der Kiste sind die Tiere mit ihrer Angst zumindest nicht allein -- auch wenn draußen nichts rauscht außer dem unendlichen Meer. “Bestimmt gibt das Meerungeheuer gerade deshalb keine Antwort, weil es wirklich da ist“, weiß Buffo. „Wenn es nicht da wäre, würde es viel eher antworten.“ Lorenz Paulis und Kathrin Schärers aufwändig gedrucktes Bilderbuch ist selbst ein kleines Schatzkästlein: Voller wundervoller sprachlicher Kapriolen und graphischer Einfälle, bei denen sich selbst der riesigste Schatten als harmlos entpuppt, auch wenn niemand das wahrhaben will. Am Ende schubsen die Freunde ihre Ängste mit der Kiste gemeinsam ins Meer und winken ihnen fröhlich nach. So ist Die Kiste nicht nur ein wunderschön umgesetztes, gänzlich unaufdringliches Lehrstück über die Entstehung von unbegründeter Furcht, sondern auch eine Parabel über wahre Freundschaft.